25 Jahre Braunschweiger Freundeskreis

Auf Initiative von Propst Erich Warmers und mit finanzieller Unterstützung durch die evangelisch-lutherische Landeskirche hat der Heimkehrerdank e.V., der sich später in Lukaswerk e.V. umbenennen sollte, am 02.01.1970 eine Suchtberatungsstelle eröffnet. Schon nach zwei Wochen hatten Kurt Buttgereit und seine Frau Annelore 10 Patienten. Ein Jahr später wurden 90 Klienten, wie sie später genannt wurden, betreut. Stationäre Kurzzeittherapien mit Entzugsbehandlung (in enger Zusammenarbeit mit dem Nervenfacharzt Dr. med. Hans Runge), die in der Bundesrepublik ohne Vorbild waren, machten die Beratungsstelle bald über die Stadtgrenzen Braunschweigs hinaus bekannt. Und die Zahl der Hilfesuchenden nahm stetig zu.

Therapiebegleitend und therapieablösend veranstalteten Buttgereits schon 1972 mit Helfern Feiern, organisierten Fahrten und Wanderungen, um eine Gemeinschaft "Ehemaliger" aufzubauen. Man traf sich beim Informationsabend, um sich weiterhin mit dem Alkoholproblem auseinander zu setzen, beim Kaffeetrinken, um alte Kontakte zu pflegen und andere Menschen kennen zu lernen. Zu diesem Kreis von "Ehemaligen" kamen immer "Neue" hinzu.

Ende 1974 erfolgte die organisatorische Ausgliederung der Nachsorge. Am 12.12.1974 trafen sich unter Vorsitz von Max Wölfle 46 Ehemalige mit ihren Angehörigen, um den Braunschweiger Freundeskreis zu gründen. Sein Aufgabengebiet war und ist die Sicherstellung der Behandlungserfolge, Wiedereingliederung Suchtkranker in ihr soziales Umfeld, Förderung und Aktivierung Betroffener zur sozialen Eigenständigkeit, kurzum: die vollständige Rehabilitation auf Dauer. Hintergedanke bei allen Veranstaltungen, die der Freundeskreis organisieren will, ist bei alkoholfreier Geselligkeit durch Förderung und Intensivierung zwischenmenschlicher Kontakte, sowie durch gemeinsames Handeln und Erleben eine Solidarität entstehen und wachsen zu lasssen, die es dem einzelnen besser ermöglicht, mit seinen eigenen Problemen und Nöten fertig zu werden, wenn er weiß, daß er im Freundeskreis eine Gemeinschaft vorfindet, die einen guten Teil seiner Problematik am eigenen Leib erfahren und bewältigt hat.

Am 02.01.1976 erschien das erste "ECHO". Als gemeinsames Organ der Suchtberatungsstelle und des Freundeskreises sollte es die Leser regelmäßig über die Ereignisse der letzten drei, vier Monate informieren, auf kommende Veranstaltungen aufmerksam machen und ein Meinungsforum bilden. Letzteres ist das ECHO nie geworden. Zu einzelnen Artikeln ist fast nie Stellung von anderen Lesern genommen worden. Schade! Das ECHO sorgt jedenfalls bis heute für den nötigen Informationsfluß zu den Klienten der Beratungsstelle, zu den Mitgliedern des Freundeskreises, zu Ärzten und anderen Institutionen, die sich für die Arbeit von Beratungsstelle und Freundeskreis interessieren.

Am 01.04.1976 traten Herr und Frau Buttgereit in ihren verdienten Ruhestand. Max Wölfle, der bis dahin den Freundeskreis führte, übernahm mit seiner Frau die Beratungsstelle. Gleichzeitig wurde Lore Möller zur 1. Vorsitzenden des Freundeskreises gewählt. Sie bereitete in den folgenden Monaten die Umwandlung des Freundeskreises in einen rechtsfähigen Verein vor. Am 10.06.1976 hatten die Mitglieder diese Änderung aus steuerlichen und haftungsrechtlichen Gründen beschlossen. Man gab dem Freundeskreis eine Satzung und legte auch damals fest, monatliche Mitgliedsbeiträge von 5,00 DM zu erheben.

Am 18.08.77 trat Frau Möller aus persönlichen Gründen von ihrem Amt als 1. Vorsitzende plötzlich zurück und gründete einen Freundeskreis in Wolfenbüttel. Daraufhin stellten sich Klaus Rieke und Hermann Kaul für die Ämter eines 1. (Rieke) und 2. Vorsitzenden zur Verfügung. 16 mal wurde das erfolgreiche Duo wiedergewählt. Herr Kaul führte den Verein noch 4 Jahre (bis zum 18.02.98) als 1. Vorsitzender.

Bis Mitte 1980 stand der Aufenthaltsraum in der Beratungsstelle sowohl ihren Klienten als auch den Mitgliedern des Freundeskreises als Treffpunkt zur Verfügung. Der Dienstbetrieb wurde jedoch durch das ständige Kommen und Gehen und die Selbstversorgung der Besucher mit kalten und warmen Getränken immer mehr gestört. Schließlich hieß es: der Aufenthaltsraum kann nur noch von den Patienten genutzt werden, die noch in der Therapie sind. Der Freundeskreis mietete daraufhin Kellerräume in der Jasperallee 33 an, die dann von fleißigen und handwerklich begabten Mitgliedern zu Begegnungsstätte und Büro ausgebaut wurden. Vom 18.10.1980 bis zum 30.06.1986 trafen sich die Mitglieder des Freundeskreises und die Klienten der Beratungsstelle im "Keller".

Im Frühjahr 1986 mietete der Freundeskreis die Erdgeschoßwohnung an. Er richtete mit Eigenmitteln und finanzieller Unterstützung durch das Diakonische Werk dort eine Cafeteria mit Küche, Gruppenräume, ein Büro und ein Besprechungszimmer ein und gab die Räume im Keller auf.

Am 28. und 29.05.1988 fand unter unserer Mitwirkung in Braunschweig der 4. Bundeskongress der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freundeskreise statt. Schätzungsweise 1.300 Personen waren angereist und füllten die Stadthalle bis zum letzten Platz, als Frau Prof. Dr. Rita Süßmuth, die Schirmherrin der Veranstaltung, ihr Einleitungsreferat mit dem Titel "Sucht signalisiert Not" hielt.

Aber es gab auch Ereignisse, an die wir nur ungerne zurückdenken. Am 27.11.1990 brach nachts ein unbekannter Täter in unsere Begegnungsstätte ein und legte im Büro einen Brand. Die von aufmerksamen Nachbarn verständigte Feuerwehr konnte noch ein Übergreifen des Feuers auf andere Gebäudeteile verhindern. Aber die Möbel im Büro, Papiere, unsere ganze Buchführung und ein paar Fotoalben konnte sie nicht mehr vor den Flammen retten.

Im Juni 1995 sind Herr Kaul und Herr Rieke für ihre langjährige ehrenamtliche Suchtkrankenarbeit und stellvertretend für den Freundeskreis und seine vielen ungenannten Helfer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Im Dezember 1995 wurden sie zusätzlich mit dem Kronenkreuz der Diakonie in Gold geehrt. Herr Isensee wurde mit dem Kronenkreuz in Silber ausgezeichnet.

Klaus Habekost im ECHO 3/99

 
01.02.2001http://www.suchtkrankenhilfe.net/25jbfk.htm
http://home.t-online.de/home/hbkost/sucht/25jbfk.htm