Oft sind Einwände der Angehörigen zu hören, die aussagen: "Das ist doch das Problem des Suchtkranken", "ich habe dafür gesorgt, daß er in die Therapie geht", "ich will erstmal abwarten, ob er es diesmal ernst meint" usw. Diese Einwände sind aus der Sicht der Angehörigen verständlich.
Viele haben oft Jahre der Hilflosigkeit und Verzweiflung, das Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen, manchmal auch dramatische Ereignisse im Rausch miterlebt. Zunehmende Belastungen durch Pflichten und Aufgaben, die früher der Kranke selbst wahrnahm, stellten zusätzlich hohe Anforderungen an die Belastbarkeit der Angehörigen. Wer jahrelang darum gekämpft hat, daß ein Mensch aufhört zu trinken, glaubt oft: "Alkohol weg, alle Probleme weg". " Wenn er nur aufhört mit trinken, wird alles so wie früher." Welch eine Fehleinschätzung!
Zum Einen sind da die negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit, die es zu überwinden gilt. Zum Anderen lernt der Suchtkranke in der Therapie seine Krankheit anzunehmen, sich zu verändern. Die geänderten Sicht- und Verhaltensweisen will er nun auf die Partnerschaft bzw. Familie übertragen. Notwendig ist die Einbeziehung der Angehörigen in mindestens fünf Punkten:
Angehörige können nicht erreichen, daß die Betroffenen vom Alkohol loskommen, das müssen die Betroffenen selber schaffen. Aber Angehörige können lernen damit umzugehen, daß ihr Partner suchtmittelabhängig ist. Für die zukünftige Situation in der Partnerschaft / Familie wird mitentscheidend sein, ob es gelingt ein neues Gleichgewicht zu schaffen, offene Gespräche zu führen, letztlich partnerschaftlich und vertrauensvoll zusammen zu leben. Wir haben den Anforderungen Rechnung getragen und erneut eine Angehörigengruppe ins Leben gerufen. Über die Vorteile von Gruppenarbeit hat mein Kollege im letzten "Echo" geschrieben. Der Angehörige soll im Mittelpunkt stehen, somit auch seine Bedürfnisse wieder zur Sprache kommen. In der Gruppe soll es möglich sein, sich über den bisherigen Weg, die eigene Identität und das eigene Wollen mit anderen, die in der gleichen Situation stehen, auszutauschen. Wenn Angehörige weiter, nach der Teilnahme an der Angehörigengruppe der Suchtberatungsstelle, den Kontakt zu mitbetroffenen Angehörigen suchen, bestehen hierzu Möglichkeien im Rahmen des Braunschweiger Freundeskreises; auch dort besteht bereits seit längerer Zeit eine Angehörigengruppe (siehe Echo 2/94).
Über Beginn, Ablauf und inhaltliche Fragen unseres Angebotes informiert Sie kurz das untenstehende Info-Blatt. Für weitere Information stehen wir gerne zur Verfügung.
Wolfgang Balzer aus ECHO 1/96
31.01.2001 | http://www.suchtkrankenhilfe.net/ein_ange.htm http://home.t-online.de/home/hbkost/sucht/ein_ange.htm |