Trauer um Klaus Rieke

Nachruf von Landeskirchenrat Wolfgang Siebert

Jedem, der mit dem Lukas-Werk zu tun hat, ist der Name Klaus Rieke ein Begriff. Wer Klaus Rieke nicht kennt, der kennt auch das Lukas-Werk nicht.

Denn gemeinsam mit Propst Erich Warmers, Kurt Buttgereit und Dr. med. Hans Runge gehört Klaus Rieke zu denjenigen, ohne die es die Suchtkrankenhilfe in der heutigen Form nicht gäbe. Klaus Rieke hat die Freundeskreise geprägt und dabei die Weichen so gestellt, daß die Freundeskreise nicht neben dem Lukas-Werk stehen, sondern mitten darin.

Klaus Rieke war es dabei wichtig, daß die Freundeskreise trotzdem nicht im Lukas-Werk untergingen, sondern eine eigenständige Struktur bekamen und damit nicht die Rolle eines vom Lukas-Werk Abhängigen gerieten. Als eigenständige gleichberechtigte Partner sollten sie auch den Therapieeinrichtungen gegenüber selbstbewußt auftreten können. Der Weg dorthin war besonders in seinen Anfängen nicht ganz leicht.

Klaus Rieke war ein Mensch, der für seine Überzeugungen einstand und keinem nach dem Munde redete. Und gerade dadurch hat er das Lukas-Werk weiter gebracht. Ehemalige und Freundeskreise wurden nicht zu bloßen Befehlsempfängern der Therapieeinrichtungen. Die Freundeskreise entwickelten sich vielmehr, nicht zuletzt durch die Initiative von Klaus Rieke, über Helferkreise hinaus zu Partnern mit eigenen Vorstellungen. Und das erforderte zunächst auch einen Lernprozeß im Lukas-Werk, wo man auf so etwas anfangs noch nicht eingestellt war.

Dank der Beharrlichkeit von Klaus Rieke und seiner Mitstreiter sind die Freundeskreise heute eine für das Lukas-Werk unverzichtbare Säule, nicht untergeordnet und dennoch verläßlicher Partner.

Dafür hat sich Klaus Rieke mit Erfolg eingesetzt. Damit ging sein Wirken weit über die Freundeskreis hinaus. Und so war es für ihn auch selbstverständlich, sich als Mitglied des Stiftungsrates des Lukas-Werks und Vertreter in der Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes für die Therapiekette in der Suchtkrankenhilfe einzusetzen.

Wir sind

  1. dankbar dafür, daß wir Weggefährten von Klaus Rieke sein durften,
  2. dankbar für das, was Klaus Rieke für das Lukas-Werk tun durfte,
  3. dankbar dafür, daß er uns geschenkt war.

Sein Wirken soll uns im Lukas-Werk weiter Ansporn und Vorbild sein.

Nachruf von Klaus Habekost

Im Alter von 70 Jahren verstarb Klaus Rieke, Gründungsmitglied (1974) und langjähriger Vorsitzender (1977 - 1994) des Braunschweiger Freundeskreises. Ich kannte den Verstorbenen seit etwa 25 Jahren und hätte hier viel über seine Persönlichkeit und seine Leistungen zu sagen. Aber die Worte zum Abschied fallen mir sehr schwer.

1977 als der junge Freundeskreis gelähmt durch Zwistigkeiten, nicht mehr handlungsfähig war, hat Klaus Rieke sich überreden und überzeugen lassen, für den Vorsitz zu kandidieren. Er hat es nach seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden geschafft, im Freundeskreis wieder Einigkeit herzustellen. Frieden zu schaffen und Gemeinsinn zu wecken, ist von Natur aus eine schwierige und undankbare Aufgabe. Sie wurde durch die Tatsache erschwert, daß sich Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe aus Mitgliedern unterschiedlichster Herkunft, Denkweise und Interessen zusammen setzen. Die Betroffenheit durch eine lebensgefährliche Krankheit ist die einzige Klammer für den Zusammenhalt.

Klaus Rieke hat den Braunschweiger Freundeskreis nie isoliert betrachtet, sondern als Teil des Therapieverbundes zwischen Suchtberatungsstellen, Fachklinik, Ärzten und Nachsorgeeinrichtungen. Diese Vernetzung von professioneller Therapie und ehrenamtlicher Selbsthilfe war für Beratungsstelle und Freundeskreis überaus erfolgreich. Es wurde oft versucht, diese Braunschweiger Modell zu kopieren - meistens erfolglos. Hinter guten Ideen müssen Menschen stehen, die sie umsetzen können - Männer wie Klaus Rieke.

Klaus Rieke hat 16 1/2 Jahre den Braunschweiger Freundeskreis als 1. Vorsitzender geführt - für eine Selbsthilfegruppe ist das - weil stressig - eine überdurchschnittlich lange Amtszeit. Über 16 Jahre lang hat Klaus Rieke Veranstaltungen organisiert, repräsentiert, in regionalen und überregionalen Gremien mitgewirkt.

Für viele Alkoholkranke und deren Angehörige war er so etwas wie ein Seelsorger - ob sie nun Mitglied im Freundeskreis waren oder nicht. Klaus Rieke hat jahrelang Strafgefangene in der JVA Wolfenbüttel betreut - nicht für Geld und nicht für Dank, sondern aus Nächstenliebe.

1994 hat Klaus Rieke aus gesundheitlichen Gründen die Führung des auf 400 Mitglieder angewachsenen Freundeskreises abgegeben. Für seine aufopferungsvolle Tätigkeit im Dienste suchtkranker Menschen wurde er 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz und dem goldenen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet.

Klaus Rieke wird uns allen als Mensch in Erinnerung bleiben, der für die Suchtkrankenhilfe in unserer Region sehr viel getan hat, der sie entscheidend mitgestaltet und geprägt hat - wie der vor einem Jahr verstorbene Propst Erich Warmers.

Für mich persönlich ist Klaus Rieke ein Vorbild und so etwas wie ein väterlicher Freund gewesen. Der väterliche Freund ist jetzt gestorben - das Vorbild lebt weiter.

aus ECHO 2/2001